Über mich

Geduld ist eine Zier...

 

 

 

Christian Morgenstern hat einmal gesagt, ich zitiere frei:

 

“Schau dir eine Sanduhr an. Du kannst mit schütteln und mit rütteln nichts erreichen. Du musst geduldig warten, Körnchen für Körnchen.“

 

Genauso verhält es sich wohl mit der Zierfischzucht.

Ich denke, daß ist eine Tugend von mir, daß ich ebenjene, gepaart mit Hartnäckigkeit, Forscherdrang und Disziplin aufzuverbringen mag, um am Ende nicht nur den Fisch zu bekommen, den man eben kriegt, sondern um den Fisch zu bekommen, den man haben möchte.

 

Wer sich ein wenig auf Aquarianer- und Zierfischzüchterseiten umschaut, der trifft an dieser Stelle häufig auf ähnliche aquaristische “Kariereverläufe“, wie dem meinen.

In jungen Jahren geht es oft los. Wir Aquarianer infizieren uns mit dem “Virus“.

 

Ich hab mir gedacht, statt eines kompletten Werdeganges, der sich ja oft von den Anderen kaum unterscheidet, möchte ich hier ein paar Schlaglichter setzten, die, in der Rückschau besehen, wohl einen großen Einfluss darauf hatten, daß ich heute dort bin, wo ich eben bin.

 

Zunächstmal braucht es da einen Schlüsselreiz. Bei mir waren das große Schaubecken in den Späten 1970er Jahren. Mein Vater hatte eins, im Wartezimmer meines Kinderarztes stand eins genau in der Mitte des Raumes, der Schulhausmeister hatte eins in seinem verglastem Raum neben dem Haupteingang stehen, und sei es selbst das Aquarium im Schaufenster des örtlichen Speisefischhändlers, in dem sich dicke Karpfen tummelten, ich konnte mich diesen magischen Unterwasserwelten, keines glich dem Anderen, nicht entziehen.

Ich stamme aus einer Familie von Anglern, und so war mein Interesse als Kind groß, die Fische in ihrem Elemet zu beobachten. Was gibt es da, neben der freien Natur, besseres, als ein Aquarium!

 

Natürlich hielt bald das erste eigene Becken, ein 80iger mit orangem(!) Kunststoffrahmen im Kinderzimmer Einzug. Mit einer schon etwas zerfledderten Ausgabe von Freys “Aquarienpraxis kurz gefasst“ in den Händen (ich halte das heute noch für eines der besten Bücher für Aquarienneulinge, auch wenn sich einiges zeitlich überdauert hat). Es dauerte nicht lange, und schnell wurden es mehr Becken.

 

1984 öffnete das Aquarium im Landesmuseum Hannover seine Pforten. Ich, 10 Jahre alt, kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, konnte ich doch hier zum ersten mal Flussbarsche, Hechte, Schleien “live“ unter Wasser beobachten. Auch Diskusfische und sogar einen Zitteraal, inklusive eingebautem Osziloskop hinter dem Becken, zur Anzeige der abgegebenen Stromstöße, waren zu bewundern. Das hat mir damals die vielfältigen Seiten der Aquaristik aufgezeigt. Ich wollte da mehr von wissen, und so hat es mich bis heute nicht mehr los gelassen.

 

Der Zeitpunkt, an dem ich wohl mit ernstzunehmender Züchterei anfing, war etwa 1993.

Mit dem Beginn der Ausbildung saß das Geld etwas lockerer, und mit mehr Platz in der eigenen Wohnung kamen größere Becken. Ich hielt damals Diskus, Salmler, verschiedene L-Welse und Zwergchichliden. Neben den Purpurprachtbarschen, die ich heute noch im Programm habe, fing ich an Schmetterlingsbundbarsche in natürlicher Aufzucht zu vermehren. Ich konnte zu der Zeit Wildfänge von einem befreundeten Importeur erstehen, und es gelang mir, diese zum Brutgeschäft zu überreden.

Keine einfache Sache damals, dauerte es doch gute 1 ½ Jahre, bis das Pärchen eine Brut auch aufzog. Bei einer Lebenserwartung von etwa 2,5 Jahren bei Schmetterlingsbuntbarschen, war das ein rechtes Gedultsspiel.

Aus dieser F1 Generation zog ich dann etliche Nachkommen, und so war ich einer der wenigen Züchter, die Schmetterlingsbuntbarsche mit noch natürlichem Brutverhalten anbieten konnten.

Die bis heute gängige Methode der künstlichen Aufzucht von Brutpflegenden Fischarten war auch damals schon gängige Praxis, leider fehlt solch nachgezogennen Tieren dann die Erfahrung in der Brutpflege.

Heute züchte ich keine Schmetterlingsbuntbarsche mehr, ich habe den alten Stamm irgendwann verkauft, und nun finde schlicht keine guten Tiere mehr, mit denen eine Nachzucht, in der Qualität, wie ich sie mir vorstelle, zu realisieren wäre. Also, sicher gibt es solche Tiere noch, aber mir sind sie nicht über den Weg “geschwommen“. 

Die letzten guten Fische hatte ich, und das darf hier mal gesagt werden, von dem Züchter Jörg Düwel. Leider hat der gute Jörg von Diskus auf Koi  umgestellt, und auch seine Schmetterlingsbuntbarsch Züchtung nicht weiter geführt. Seine Fische waren zwar auch künstlich aufgezogen, hatten aber eine solide Basis. Sie standen in Leitungswasser, und waren lange nicht so Krankheitsanfällig wie die Asienklone, die den hiesigen Markt überschwemmen. Leider ist es mir nicht gelungen aus den “letzten Düwels“ einen Zuchtfähigen Stamm heraus zu züchten. Auch das gehört zum Alltag eines Züchters.

 

Ich bin ein Verfechter von regional gezüchteten Fischen.

Jeder Aquarianer, der einmal einige Tiere von befreundeten Gleichgesinnten aus der Nachbarschaft, oder einer Zierfischbörse vom örtlichen Aquarienverein bekommen hat, weiß schon jetzt, worauf ich hinaus will.

Solche Tiere, wenn man sie gesund und munter bekommen hat, leben sich schneller ein; stehen super; fressen gut; sind weniger krankheitsanfällig und werden oft älter als „die“ Anderen.

Das kommt nicht von ungefähr, sondern hat Gründe:

 

-Diese Tiere sind von klein auf regionales Wasser gewohnt, und auch den bakteriellen Belastungen, die in der Region vorherrschen.

 

-Sie wurden nicht, meist mehrfach, in Plastiktüten um den halben Erdball verschickt (was zu dem noch Umweltschonender ist).

 

-Sie wurden weit weniger, wenn nicht sogar gar nicht, mit Medikamenten behandelt.

Importfische bekommen oft schon proforma Medis in den Beutel, damit sie sich wärend der Reise nicht die Flossen schimmelig scheuern.

 

-Wildfänge können den Bedarf an Zierfischen bei weitem nicht decken. Auch sind sie nur etwas für Spezialisten. Es möchte aber auch derjenige, der einfach nur Zierfische halten möchte, Spaß und Freude an seinen Tieren haben.

 

Deshalb züchte ich Zierfische. Ich bin überzeugt davon, daß dies die “besseren Fische“ sind, wie es der von mir sehr verehrte Uwe J. Splett in seiner Afizucht so treffend benennt.

Sie können sich selbst davon überzeugen. Es wäre mir eine Freude.

 

 

 

Thomas Bodsch